Mehr als 30 Jahre nach der Eröffnung von Palast Het Loo als Museum wird der Palast einer umfassenden Renovierung und Sanierung unterzogen. Die Arbeiten werden geschickt mit einem unterirdischen Erweiterungsbau von über 5.000 m² kombiniert, wodurch mehr Platz für Wechselausstellungen und öffentliche Einrichtungen geschaffen wird und die umfangreiche Sammlung den Besuchern noch besser präsentiert werden kann.
Text | Lieke van Zuilekom Bild | Paleis Het Loo
Die Arbeiten werden in sechs Losen durchgeführt: (1) die Realisierung einer Baugrube unter dem Bassecour (Vorplatz), den Flügeln und einem Teil des Corps de Logis (Hauptgebäude); (2) der Bau eines neuen, unterirdischen Foyers in dieser Baugrube, die Renovierung der Ost- und Westflügel und die Renovierung des Büro- und Energiegebäudes; (3) die Geländegestaltung, die vollständige Asbestsanierung und die Restaurierung der denkmalgeschützten Räume; (4) die E-Installationen; (5) die W-Installationen und (6) die Aufzüge. Die Ausführung der Lose 2 und 6 wurde nach einer europäischen Ausschreibung an BAM Bouw en Techniek - Regio Oost vergeben.
Die BAM Bouw en Techniek - Region Ost hat einen unterirdischen Erweiterungsbau mit zwei Stockwerken auf der Vorderseite und einem Stockwerk auf der Palastseite errichtet, in dem mehrere große Museumsräume untergebracht werden sollen.
"Die unterirdische Erweiterung wird unter dem Bassecour (dem Vorplatz) realisiert", sagt Marko Zwiers, Bauleiter bei BAM Bouw en Techniek. "Hierfür haben wir ein Untergeschoss mit zwei Etagen an der Vorderseite und einer Etage an der Palastseite realisiert, in dem mehrere große Museumsräume eingerichtet werden. Die Besucher werden ab Mitte 2021 vom Bassecour zu den Eckpavillons am Eingang laufen. Über großzügige Treppenhäuser und Aufzüge gelangen sie dann in einen hellen, unterirdischen Eingangsbereich mit Kassen- und Informationsschalter, Museumsshop, Garderobe und Toiletten. Durch eine zentrale Halle gelangen sie in den Palast sowie in die Museumsräume mit Wechselausstellungen und in das 1 245 m² große House of Orange, das eine ständige Sammlung der königlichen Familie beherbergen und den Zugang zum renovierten Ostflügel ermöglichen wird. Durch den westlichen Eckpavillon gelangt man auch in den Westflügel, wo ein spezieller Bereich für Kinder entstehen wird: der Junior Palace".
Für die Realisierung der unterirdischen Erweiterung wurde der BAM Bouw en Techniek - Region Ost eine provisorische Baugrube zur Verfügung gestellt (Parzelle 1). "In diese Konstruktion aus Unterwasserbeton- und Mörtelwänden haben wir eine Ausgleichs- und Isolierschicht aus Porenbeton eingebracht", sagt Zwiers. "Anschließend haben wir einen fast 100 cm dicken Betonboden gegossen. Diese Betonsohle wurde mit fast 500 Zugankern im Untergrund verankert." Im Anbau sind 80 bis 100 cm dicke Betonwände vorgesehen. "Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurden neben Wänden mit doppelseitiger Schalung (Setzschalung und Schließschalung) auch einseitige Wände eingesetzt. Die Schalung für diese einhäuptigen Wände wurde etwa einen Meter von der provisorischen Struktur entfernt aufgestellt, woraufhin der Beton gegossen wurde. Das bedeutete eine enorme Belastung für die Schalung. Eine ziemliche Herausforderung." Dem Beton für den Kellerboden und die Kellerwände wurde ein selbstheilender Zusatzstoff von Basilisk zugesetzt, der auf Mikroorganismen basiert, die Kalkstein produzieren. "Wenn unerwartete Lecks auftreten, werden diese Mikroorganismen automatisch aktiviert. Haarrisse bis zu 0,8 mm werden dann selbstständig repariert, was die Haltbarkeit des Betons erheblich verbessert."
Für 85% sind die Bauarbeiten für die unterirdische Erweiterung abgeschlossen. Derzeit wird die Decke des Erdgeschosses geschlossen. Hierfür verwendet BAM Bouw en Techniek - Region East breite Platten (90%) in Kombination mit Hohlkörperplatten (10%). "Um die Nutzung der Museumsgalerien zu maximieren, wurden Stahlträger in den Estrich eingebaut, die Spannweiten von bis zu 25 Metern ermöglichen. Um eine optimale Tageslichtversorgung im unterirdischen Erweiterungsbau zu gewährleisten, wurde im Deck an der Stelle der ehemaligen Rasenparterres ein großer Glasbereich geschaffen. "An der Vorderseite wurden mehrere Lichtschlitze angebracht", sagt Zwiers. "In den Museumsgalerien wird demnächst eine künstliche Beleuchtung für die richtige Ausleuchtung sorgen."
Derzeit wird das Deck des Erdgeschosses geschlossen.
Die Ost- und Westflügel werden bis auf den Rohbau zurückgebaut. "Äußerlich behalten die Flügel ihr gewohntes Erscheinungsbild", sagt Zwiers. "Die bestehende Struktur wird teilweise erneuert und beschwert, um eine höhere Nutzerbelastung zu ermöglichen. Außerdem wird der Grundriss verändert." Die größte Veränderung wird es im Ostflügel geben, da dieser über rund 25 Meter direkt an die unterirdische Erweiterung anschließt. "In diesem Flügel ist ein Provisorium vorgesehen, um den Rohbau abzutragen, das bestehende Bauwerk abzustützen und das neue Bauwerk zu errichten. Sobald dieser Flügel wieder stabil ist, wird das Provisorium wieder entfernt. Die Holzböden bleiben weitgehend erhalten. Die Fenster werden isoliert. Außerdem werden alle Außenwände entsprechend den heutigen Anforderungen gedämmt.
Um einen optimalen Zugang zum neuen Gebäude, zu den Flügeln und zum Palast selbst zu gewährleisten, werden 12 neue Aufzugsanlagen installiert. "Im Deck bauen wir einen großen Lastenaufzug, mit dem alle Museumsstücke bequem ins Innere gebracht werden können", sagt Zwiers. "Die Größe dieses Aufzugs wurde sorgfältig abgestimmt. Im Eingangsgebäude werden mehrere moderne Glasaufzüge installiert, und im Schloss selbst wird es Aufzüge geben, die auf die Ausstattung der verschiedenen Räume abgestimmt sind. Die Aufzüge werden von insgesamt drei Aufzugslieferanten geliefert".