Anfang Januar sind die neuen BENG-Anforderungen in Kraft getreten. Während es grundsätzlich gut ist, neue Nachhaltigkeitsziele zu formulieren und dabei einen strengen Rahmen vorzugeben, hat die BENG-Methodik auch eine Kehrseite, meint Jan Sier von Hiensch Engineering B.V. "Die Regeln und Standards hinter der BENG-Methodik sind jetzt so umfangreich und detailliert, dass die Freiheit, neue Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln, weggenommen wird", sagt er. "Das hemmt Entwicklungen, die dringend notwendig wären, um die Herausforderung der CO2-Neutralität zu verwirklichen".
Eine zentrale Anforderung des BENG ist laut Sier, dass die Erzeugungseffizienz aller angewandten Techniken durch eine BCRG-Qualitätserklärung belegt werden muss. Die Ausarbeitung einer solchen Erklärung dauert etwa sechs Monate. Außerdem ist sie mit hohen Kosten verbunden. "Für ein Produkt, das man hunderte oder sogar tausende Male verkauft, ist diese Zeit- und Kosteninvestition überhaupt kein Problem. Die Herausforderung stellt sich jedoch bei kundenspezifischen Systemen. Es ist nicht praktikabel, für jedes System eine BCRG-Erklärung zu erstellen, auch wenn dies vorläufig erforderlich ist. Wir sehen daher, dass individuelle Systeme zunehmend Standardlösungen weichen. Und das, obwohl gerade bei nachhaltigen Projekten eine individuelle Anpassung unerlässlich ist.
Laut Sier geht das Sammeln, Organisieren und Einreichen von Nachweisen zu oft auf Kosten der Erarbeitung und Investition in nachhaltige Konzepte. "Für Hiensch Engineering B.V. selbst betreffen die BENG-Vorschriften hauptsächlich die Energieetiketten. Alle neuen Häuser und Büros in den Niederlanden müssen mit einem Energielabel ausgestattet werden. Auch dies ist grundsätzlich eine gute Entwicklung. Die dafür zu erbringenden Nachweise, einschließlich Spezifikationen, Fotos und Rechnungen, erfordern jedoch zu viele Verwaltungsstunden. Daher ist das Gleichgewicht zwischen Zeitaufwand, Kosten und tatsächlichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen schwer zu finden. Eine Folge ist, dass wir Mitarbeiter, die normalerweise neue Konzepte entwickeln und konstruieren, nun als Verwalter einsetzen müssen. Denn die Beweislast ist notwendig, um die Häuser und Büros zu übergeben. Dafür ist der zertifizierte BENG-Mitarbeiter zuständig. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein, oder?"
Die Energiewende und die rasante Zunahme von reinen Stromerzeugungsanlagen verdeutlichen laut Sier unter anderem den Bedarf an neuen, nachhaltigen Konzepten. "Sowohl Wohn- als auch Bürogebäude nutzen zunehmend Wärmepumpen zur Erzeugung von Wärme und Kälte. Diese Elektrifizierung schafft einen Engpass in der niederländischen Versorgungsinfrastruktur. Wir haben zwar große Solarzellenfelder und Windparks, aber unser Energienetz kann deren Leistung noch nicht bewältigen. Sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite haben wir es mit enormen Engpässen zu tun, die technisch (operationell) durchaus lösbar sind. Zum Beispiel durch die Entwicklung maßgeschneiderter Energiesysteme. Leider werden diese Konzepte im BENG-System (noch) nicht gewürdigt. Und auch unsere Gesetzgebung ist darauf nur unzureichend vorbereitet. Während das Wärmegesetz den Bau und Betrieb von Nahwärme- und Kälteerzeugungsanlagen erlaubt, lässt das Stromgesetz dies für die Stromversorgung nicht zu."
Wenn man den Übergang zu einer nachhaltigen und vollelektrischen gebauten Umwelt ermöglichen will, ist die Entwicklung lokaler Energiesysteme notwendig, so Sier. "Wir sollten nicht mehr alles über die nationale Infrastruktur transportieren wollen; sie ist dafür nicht ausreichend geeignet. Um das Bewusstsein in diesem Bereich zu schärfen, nehmen wir zum Beispiel an Think Tanks teil. In Amsterdam sind wir auch in Gesprächen mit der Stadtverwaltung und ihren Nachhaltigkeitsexperten, um auf der Grundlage von Pilotprojekten von den geltenden Vorschriften abzuweichen. Wir haben zum Beispiel ein Projekt laufen, bei dem wir eine Ausnahme vom Elektrizitätsgesetz beantragen. Damit wollen wir zeigen, dass es sehr gute und nachhaltige Lösungen gibt. Aber auch, was diese Lösungen mit sich bringen und was es braucht, um sie erfolgreich umzusetzen. Denn die Möglichkeiten sind da. Jetzt brauchen wir nur noch die richtigen Regelungen und das BENG-Rating."
Hiensch Engineering B.V. ist eine führende und unabhängige Beratungsagentur für Installationen und Nachhaltigkeit. Mit großem Engagement, Enthusiasmus und Wissen über Systeme und Technik arbeiten wir mit Kunden und Bauteam-Partnern an innovativen Installationskonzepten und nachhaltigen Lösungen in unserer gebauten Umwelt. Neben dem Wohlbefinden und der Gesundheit der Menschen stehen Qualität, Energie und Nachhaltigkeit im Vordergrund.