An der Spitze des Oosterdokseilandes in Amsterdam findet das "große Finale" statt: die Realisierung des internationalen Hauptsitzes von Booking.com. Mit einer Fläche von 72.500 Quadratmetern - mehr als ein Drittel des Oosterdokseilandes - ist dieses multifunktionale Gebäude eines der größten innerstädtischen Projekte in Westeuropa.
Für Booking.com war die einzigartige Lage der Hauptgrund, sich für das Oosterdokseiland zu entscheiden. Die Lage am Fluss IJ, in der Nähe des Zentrums von Amsterdam und fast über dem Hauptbahnhof, machte diesen Ort perfekt für das in Amsterdam ansässige IT-Unternehmen. Im Jahr 2015 kam Booking.com über die Gemeinde in Kontakt mit BPD, dem Entwickler des gesamten Oosterdokseilandes. UNStudio, in der Person von Ben van Berkel, wurde als Architekt in das Projekt eingebunden und brachte die ersten Skizzen zu Papier.
Endgültiger Teilplan
"In den letzten Jahren hat sich das Oosterdokseiland zu einem dynamischen Ort entwickelt, an dem täglich Hunderte von Menschen arbeiten, leben und auch ausgehen", sagt Jeroen Galle, Projektleiter ODE im Auftrag von BPD. Über den Hauptsitz von Booking.com sagt er: "Dieser letzte Teilplan ist das letzte Stück für die Gestaltung dieses Bereichs mit Blick auf das Oosterdok, das IJ und das alte Stadtzentrum." Van Berkel fügt hinzu: "Der Entwurf für diesen vollständig integrierten neuen Stadtcampus bietet ein multifunktionales Lebens- und Arbeitsumfeld mit vielen öffentlichen Einrichtungen. Auf städtebaulicher Ebene fügt sich das Gebäude nahtlos in das bestehende Straßenbild ein. Von der Ostseite her bildet das Gebäude einen symbolträchtigen Schlussstein des Oosterdok."
So viel Gestaltungsfreiheit wie möglich
Im November 2015 wurde Royal HaskoningDHV in das Team aufgenommen, um das Projekt zur Marktreife zu führen. "Zunächst erstellten wir das Anforderungsprogramm", sagt René Karreman von Royal HaskoningDHV. "Wir ließen dem Architekten so viel Freiheit wie möglich bei seinem Entwurf und beschrieben nur, was das Gebäude erfüllen musste. Zum Beispiel musste es ein nachhaltiges Gebäude sein. Außerdem sollte es genügend Flexibilität bieten, um ein noch zu bestimmendes Arbeitskonzept zu integrieren. Außerdem haben wir unter anderem Vorgaben für die Akustik, die Bauphysik und die thermische Leistung gemacht. Während des Entwurfsprozesses prüften wir, ob die Vorschläge die vorgegebenen Bedingungen erfüllten." Royal HaskoningDHV begleitete Booking.com auch während des Vertragsprozesses mit BPD und übernahm das Stakeholder-Management. Karreman: "Diese umfangreiche Arbeit erforderte viel Koordination mit der Gemeinde und der Provinz, unter anderem".
Technik-Campus
Der Entwurf des Gebäudes basiert auf dem Wunsch von Booking.com, einen "Tech-Campus" zu schaffen. Dieser Campus umfasst rund 63.500 Quadratmeter und bietet Platz für etwa 4.600 verschiedene Arten von Arbeitsplätzen, verschiedene soziale Bereiche, Co-Creation-Spaces, ruhige Arbeitsplätze, Restaurants und eine Dachterrasse. Der offene Charakter des Campus wird durch die Ganzglasfassade und zwei imposante Atrien noch verstärkt. Das Gebäude beherbergt außerdem rund 7 500 Quadratmeter Wohnungen, 1 500 Quadratmeter öffentliche Funktionen im Erdgeschoss, einen Fahrradschuppen für 2 500 Fahrräder und die Erweiterung eines bestehenden Parkhauses.
Nachhaltigkeit
Mit einem BREEAM Excellent-Zertifikat kann sich der neue Hauptsitz von Booking.com zu Recht als nachhaltiges Gebäude bezeichnen. Doch UNStudio sieht Nachhaltigkeit nicht nur als technische Herausforderung und Lösung. Van Berkel: "Für uns ist Nachhaltigkeit eine integrale Designaufgabe mit einem starken Fokus auf das Wohlbefinden der Menschen als Nutzer. Der Entwurf sollte sich positiv auf die Umwelt auswirken und eine Gemeinschaft schaffen, sowohl im Gebäude als auch mit der Stadt." Ausgehend von dieser Vision entschied sich Van Berkel für ein 'aktives Design' mit vielen Gehverbindungen und viel Aufmerksamkeit für Licht, Ausblicke, Sichtachsen, (spontane) Begegnungen und soziale Interaktion. Außerdem bieten die großzügigen Büroetagen maximale Flexibilität.
Interaktion mit der Umwelt
Der Entwurf von UNStudio bereichert auch seine unmittelbare Umgebung und die Stadt. Die transparenten Fassaden lassen das Leben im Inneren des Gebäudes mit dem Leben außerhalb interagieren. Für die Bewohner Amsterdams ist das Gebäude wegen seines öffentlichen Raums besonders wichtig. Es soll einen schönen neuen und lebendigen Platz sowie einen neuen Blick und Weg zur Dijksgracht und zum Marineterrein schaffen.
Hüter von Design und Qualität
Der Bau des Hauptsitzes von Booking.com begann im Januar 2018. Sowohl UNStudio als auch Royal HaskoningDHV bleiben bis zur Fertigstellung beteiligt. UNStudio "überwacht" den architektonischen Entwurf, Royal HaskoningDHV die Qualität und die bauphysikalischen Aspekte. "Wir gehen regelmäßig auf die Baustelle, um zu prüfen, ob das Gebäude den Vorgaben entspricht", sagt Karreman. "Nach einem komplexen, aber angenehmen Entwurfsprozess werden wir nun gemeinsam dafür sorgen, dass hier ein schönes Gebäude entsteht. Nicht nur für die Bewohner und Mitarbeiter von Booking.com, sondern auch für die Bewohner und Besucher von Amsterdam."
Text: Patricia van der Beek Bild: UN Studio
Smart Building der neuesten Generation
Ein wichtiger Faktor, den Booking.com einsetzt, um seinen Mitarbeitern maximalen Arbeitskomfort zu bieten, ist sein ganzheitlicher Ansatz für das technische System. Der neue Hauptsitz wird mit modernsten offenen und skalierbaren Smart-Building-Lösungen ausgestattet, die mit einem Ökosystem verbunden sind.
"Beim intelligenten Büro und dem intelligenten Arbeitsplatz geht es vor allem darum, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen", sagt Paul Persy, Direktor und Inhaber von Persy Control Services. "Es sorgt für ein besseres Nutzererlebnis, mehr Wohlbefinden, Freude und betriebliche Effizienz."
Das Wesentliche besteht in einem regulären System, das um ein zusätzliches System zur Innenraumortung und Algorithmen des maschinellen Lernens erweitert wurde. Dank dieses zusätzlichen Systems werden die Anlagen automatisch nach den Wünschen der berechtigten Personen angeordnet. Mit einer App, einer ID oder einem Tag kann jeder seine bevorzugten Einstellungen eingeben und ändern. "Es kann aber auch ein autorisierter Zugang gewährt werden", sagt Persy.
Neben den klimatischen Vorteilen bietet das System auch viele Extras in Sachen Sicherheit. Denn das System zeichnet auf, wer sich im Gebäude aufhält und wo sich diese Person aufhält. Persy: "Es funktioniert wie ein GPS-Navigationssystem, aber in einem Gebäude. Ein großartiges Werkzeug, um Warteschlangen zu signalisieren, Abläufe zu verbessern, Feuer zu überwachen, den Raumkomfort zu kontrollieren oder die Beleuchtung zu überwachen, zum Beispiel. Und das alles in Echtzeit." Damit tätigt Booking.com eine beträchtliche Investition, um ein inspirierendes Arbeitsumfeld zu schaffen und die Mitarbeiter so lange wie möglich zu binden.
Intelligente E-Technik in bester Amsterdamer Lage
Neben prominenten Neubauprojekten an den Zuidas - den Bürogebäuden NoMA House und Hourglass - ist Van den Pol Elektrotechniek nun auch an einem anderen Top-Standort in Amsterdam aktiv: dem letzten Grundstück des Oosterdokseilandes. "Auch hier setzen wir mehrere Disziplinen ein", sagt Jan van den Brink, Projektleiter bei dem Spezialisten aus Montfoort.
Zu Van den Pols Aufgaben gehören die komplette E-Installation sowie Brandmelde- und Evakuierungssysteme sowohl im erweiterten Parkhaus als auch in den neuen Büros von Booking.com. "Es wird ein intelligentes Gebäude mit vielen Sensoren sein. Komfort und Energieeffizienz sind auf einem hohen Niveau, ebenso wie die Benutzerfreundlichkeit. Die Anlagen werden über das Gebäudemanagementsystem und eine App gesteuert."
Nicht anders
Der Komplex wird mit LED-Beleuchtung ausgestattet. "Das ist für uns der Standard, Van den Pol stellt nichts anderes mehr her", sagt Van den Brink. "Die 1.500 Solarpaneele tragen auch zum angestrebten BREEAM-NL-Label 'Excellent' bei." Bemerkenswert ist auch die umfangreiche Notstromversorgung. "Zwei Generatoren mit je 2.000 kVA sorgen dafür, dass die Geschäftsprozesse auch bei einem Stromausfall unterbrechungsfrei weiterlaufen können." Der Umfang und die Komplexität legten die Messlatte für dieses Projekt hoch. "Unsere BIM-Kenntnisse kommen hier voll zum Tragen. Und bei der Zusammenstellung des Installationspakets ist unsere Erfahrung mit innovativer Technik ein großer Vorteil."
Installationen in einem modernen Bürogebäude
Für den Bau der Installationen in ODE Amsterdam schließt sich Klimaatservice Holland aus Hardinxveld-Giessendam mit Van den Pol Elektrotechniek aus Montfoort zusammen. Unter dem Namen 'ICO' (Installatie Combinatie ODE) werden sie die kompletten technischen Anlagen realisieren. Die hochwertige Technik, die Größe und der besondere Standort machen dieses Projekt zu einer Herausforderung.
Zurzeit befassen sich die Parteien mit der Vorbereitung der Arbeiten. "Während der Vorbereitungsphase arbeiten wir das gesamte Projekt in BIM für BPD aus", sagt Jan Nederveen, der Projektleiter von ICO. "Alles wird im Detail in 3D geplant und gezeichnet. Das bedeutet, dass die gesamte Arbeit bereits digital ausgearbeitet ist, bevor wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen." In der Vorbereitung hat ICO zwei Schwerpunkte gesetzt. Der erste ist das Untergeschoss, das technische Herzstück des Gebäudes. Hier sind die Wärme- und Kälteverteiler, die Luftaufbereitungsanlage und die Notstromaggregate untergebracht. Über fünf Schachtkerne wird die Warm-, Kalt- und Lüftungsluft im Gebäude verteilt.
Mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit erfordern die größtenteils klimatisierten Büros mit Klimadecken aus Streckmetall. Hier müssen alle Installationen so angebracht werden, dass die Mitarbeiter nach der Fertigstellung schlüsselfertig mit der Arbeit beginnen können. Alle Einrichtungen für Computer, Kameras und Positionierung müssen vorhanden sein. "Außerdem handelt es sich nicht nur um ein Bürogebäude", sagt Nederveen. "Das Gebäude ist auf dem neuesten Stand der Technik und muss es auch noch sein, wenn es 2021 in Betrieb genommen wird. Das verlangt von uns, dass wir zukunftsorientiert sind. Die Steuerungs- und Regelungstechnik muss 'smart' aufeinander abgestimmt sein."
Nachhaltige Installationen für das intelligenteste Gebäude der Niederlande
Ein zentraler Wunsch von Booking.com ist ein "Smart Building". Das Unternehmen möchte einen Bürocampus, der intelligent und logisch aufgebaut ist, so dass sich Nutzer und Besucher leicht zurechtfinden können. Darüber hinaus hat Smart Building alles mit Technologie zu tun. Mit technischen Hilfsmitteln wie Telefonen, Pässen und Bluetooth sollen die Nutzer maximalen Komfort im Gebäude genießen.
"Smart Building ist ein schwammiger Begriff", weiß Dick van der Kooij, Direktor von Techniplan Advisors. "In der technischen Industrie spricht jeder darüber. Für Booking.com haben wir den Begriff klar definiert - in Bezug auf die Installation. Das Ergebnis ist ein Entwurf mit vielen Sensoren und intelligenten Installationen, bei denen jeder seine bevorzugten Einstellungen eingeben kann. Man denke nur an die Menge des Lichts, die Höhe der Temperatur und die Belüftung."
Multifunktional
Die Installationen sind schön versteckt. In den Decken sind die Klima- und Beleuchtungsanlagen untergebracht, die Doppelböden dienen der Belüftung. In über 1.000 Zimmern sind die Installationen äußerst flexibel. Wenn jemand seine Vorlieben ändert, ist das mit einer App schnell erledigt. Außerdem sind überall Anschlussmöglichkeiten für Geräte und Mobiliar vorhanden. Dadurch sind alle Räume multifunktional und für eine Vielzahl von Aktivitäten geeignet. Angesichts des BREEAM-Anspruchs von Booking.com hat sich Techniplan Adviseurs ausschließlich für umweltbewusste Lösungen und nachhaltige Energiequellen entschieden.
Bauprogramm Neues multifunktionales Gebäude mit Wohnungen, Büros, öffentlichen Einrichtungen und Restaurants (72.500 m2)
Kunde BPD, Delft
Architekt UNStudio, Amsterdam
Auftragnehmer Züblin, Stuttgart (DUI)
Bauaufsicht Royal HaskoningDHV, Amersfoort
Bauzeit 2018 - 2020