Das ARTIS Aquarium in Amsterdam zeigt seit Jahrzehnten einen der bezauberndsten Teile der Natur: die Unterwasserwelt. Rund 420.000 Liter Süß- und 880.000 Liter Salzwasser fließen durch das Aquarium, in dem tropische Fische wie der Rotbauchpiranha und der Regenbogenfisch, aber auch Seepferdchen, bedrohte Korallenarten und Haie leben. In Verbindung mit einer konstanten Luftfeuchtigkeit von 65 bis 75% wird eine ideale Atmosphäre für die Aquarienbewohner geschaffen. Für das Gebäude selbst sind die Bedingungen jedoch weniger geeignet. Infolge aufsteigender Feuchtigkeit und Salzkristallisationen sind die Haupttragkonstruktion und die Innenfassade aus Naturstein auf der öffentlichen Seite des Nationaldenkmals von 1877 stark beschädigt worden. Um das Gebäude für die Zukunft zu erhalten, werden derzeit umfangreiche Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten durchgeführt. Das Ingenieurbüro SWINN hat hierfür die Tragwerksplanung erstellt.
SWINN und ARTIS können auf eine lange Zusammenarbeit zurückgreifen. "In der Vergangenheit hatten wir die Gelegenheit, die statische Beratung und Planung für verschiedene Renovierungen und Erweiterungen wie das Restaurant, das Flusspferdgehege und das Affengehege zu übernehmen", sagt Cor den Hartog, Statiker und Projektleiter bei SWINN. "Vor über zehn Jahren stellte sich die Frage nach der Sanierung und Erhaltung des Aquariengebäudes. Erster Grund dafür waren Salzwasserschäden an der Haupttragkonstruktion." Die Betonstruktur, die in den 1960er Jahren zur Verstärkung des Mauerwerks hinzugefügt wurde und die zu diesem Zeitpunkt bereits verfallen war, zerfiel, sagt er. "Und die Struktur um die Salzwasseraquarien war ebenfalls geschwächt. Deshalb wurde vor etwa fünf Jahren beschlossen, das gesamte Gebäude in Angriff zu nehmen".
In einem normal klimatisierten Raum kann die aufsteigende Feuchtigkeit etwa 4 bis 6 Meter nach oben wandern. In einem Gebäude wie dem ARTIS Aquarium, in dem eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, kann die Feuchtigkeit jedoch viel höher aufsteigen. "Mit der Feuchtigkeit ziehen auch Kristallisationen gelöster Salze nach oben, mit allen (baulichen) Konsequenzen", betont Hushang Ulfati, Direktor und beratender Ingenieur bei SWINN. "Die angesammelten Salzkristalle sind an mehreren Stellen in die Mauerwerkskonstruktionen eingedrungen. Da sich die Salzkristalle hier ausdehnen und im Kern bzw. in den Poren des Materials einen hohen Druck ausüben, wird das Mauerwerk schließlich von innen heraus pulverisiert." Inzwischen sind auch die hier zur Bewehrung eingebauten Betonkränze verfallen und bieten keine Entlastung mehr. "Und auch die Risse, Sprünge und sonstigen mechanischen Schäden an Fassaden-, Stuck- und Natursteinverkleidungen sind größtenteils auf Salzbefall zurückzuführen. So haben zum Beispiel einige Stahlträger durch das Salz zu rosten begonnen und dehnen sich aus, wodurch Mauerwerk und Naturstein auseinandergedrückt werden."
SWINN wurde eingeladen, mit dem Architekten, dem Architekturberater, dem Installationsberater und Monumentenzorg (National Trust) zusammenzuarbeiten, um die Restaurierungs- und Erhaltungsarbeiten zu planen. Das Ingenieurbüro aus Gouda wurde speziell mit der Beratung zu den Erweiterungen, Anpassungen und Restaurierungsarbeiten beauftragt. Kurz gesagt: zu allen baulichen Elementen, die in Frage kommen. Welche Bauteile sollten bei der Restaurierung entfernt werden? Und wie? Wo sind Reparaturen oder Erweiterungen möglich? Und welche neuen baulichen Vorkehrungen sollten getroffen werden, um die Stabilität und Sicherheit des ARTIS Aquariums für die Zukunft zu gewährleisten? "Monumentenzorg wollte natürlich die authentische Konstruktion erhalten, aber leider bot der aktuelle Zustand dafür keine Möglichkeit", sagt Ulfati. "Deshalb haben wir auf der Grundlage unserer Erkenntnisse und der alten Baupläne eine solide neue Tragstruktur berechnet und ausgearbeitet. Außerdem arbeiteten wir an provisorischen Stützen und Austauschsequenzen. Im vergangenen Frühjahr wurde der ausführungsreife Entwurf an das Bauunternehmen Salverda übergeben, das die Ausführungsbegleitung im eigenen Haus übernimmt."
In der neuen Situation werden größere Betonbecken installiert, die den Aquarienbewohnern mehr Lebensraum bieten, sagt Den Hartog. "Dadurch wird die Struktur zusätzlich belastet, was durch neue Pfahlgründungen aufgefangen wird. Die Wahl fiel auf Schraubpfähle, die vom bestehenden Gebäude aus installiert werden können und außerdem keine Vibrationen verursachen. An einigen Stellen werden Durchbrüche in den tragenden Wänden vorgenommen, um die Laufwege zu verbessern und den Besuchern des ARTIS-Aquariums einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen. Last but not least wird eine neue hölzerne Tragkonstruktion für die Außenfassade eingebaut, die die bisherigen Innenwände ersetzt und ebenfalls unempfindlich gegen Salzbefall ist."