Die Restaurierung und Umnutzung des ehemaligen Kuppelgefängnisses in Haarlem steht kurz vor dem Abschluss. Im Februar hat das Kino im neu geschaffenen Untergeschoss seine ersten Filme gezeigt. Im Laufe des Jahres werden auch andere Mieter in den monumentalen Komplex einziehen.
Das charakteristische, vom Justizarchitekten Willem C. Metzelaar entworfene Gefängnis, eines von drei Kuppelgefängnissen in den Niederlanden, wurde nach dem Panoptikum-Prinzip gebaut. Es handelt sich um ein kreisförmiges Gebäude mit vier übereinanderliegenden Ringen entlang der Außenwand mit insgesamt 240 Zellen, wobei die Wärter von dem großen zentralen Bereich aus alle Zellen überblicken können. Die in Haarlem ansässige Panopticon-Stiftung erwarb das Eigentum an dem Kuppelgebäude, und unter dem Motto "Open the Dome" soll das Gefängnis einer neuen öffentlichen Nutzung zugeführt werden, zu der auch eine Universität, ein Kino, ein Innovationszentrum für kleine und mittlere Unternehmen sowie ein Spielemuseum und ein Ausstellungsraum gehören.
Der Architekt André van Stigt ist für den Entwurf der Restaurierung und Renovierung des nationalen Denkmals von 1901 verantwortlich. Laut Van Stigt besteht das Wesentliche bei der Sanierung von Denkmälern darin, "auf das Gebäude zu hören". "Man muss die Qualitäten des Gebäudes nutzen, indem man eine angemessene Nutzung findet und die Einschränkungen löst. Nur so kann man ihm eine neue Nutzung geben, die erschwinglich, zeitgerecht und für die Nutzer geeignet ist.
Eine der größten Schwierigkeiten war die Akustik in dem riesigen Raum unter dem Kuppeldach. Auf der Innenseite des Daches wurde eine acht Zentimeter dicke Isolierschicht angebracht, die wiederum mit einer acht Zentimeter dicken Schalldämmung und einem Tuch abgedeckt wurde. Van Stigt: "Dadurch wurde der Nachhall von sieben Sekunden auf 1,4 Sekunden reduziert und die Halle zu einer Arbeitsumgebung." Im Dach durften keine zusätzlichen Fenster eingebaut werden. Um dennoch genügend Licht zu erhalten, wurden große LED-Paneele als Gegenstück zu den vorhandenen Oberlichtern installiert.
Die Zellen sind mit schalldämmenden Wänden ausgestattet. Um mehr Licht in diese künftigen Arbeits- und Lernräume zu bekommen, wurde mit Genehmigung der Behörde für das Kulturerbe ein neues vertikales Fenster mit einer tiefen Sprosse unter dem bestehenden Zellenfenster mit Sprossen eingebaut. Die Sprossen befinden sich noch auf der Außenseite, es wurde lediglich Isolierglas eingesetzt. Die alten Fallrohrschächte werden für die Belüftung genutzt. Diese Lösung macht das gesamte Gebäude praktisch energieneutral!
Der Zugang zu den Zellen erfolgt über die ursprünglichen Galerien, Wendeltreppen und zwei neue Treppenhäuser. Wenige Meter von ihnen entfernt wurde eine freistehende kreisförmige Stahlkonstruktion aus drei Schichten errichtet. Diese Struktur verfügt über große Glasfassaden, die verschiedene Arbeits- und Besprechungsräume abschirmen. Die Etagen sind über Stege mit den Galerien verbunden. "Architektonisch geht es um eine zurückhaltende und funktionale Einbindung", sagt Van Stigt, so dass man den monumentalen Raum unter dem Kuppeldach überall miterleben kann.
Die Funktionen, die kein Tageslicht benötigen, wie die sechs Vortrags-/Kinosäle und Technikräume, werden in einem neuen Untergeschoss untergebracht. Um dieses Untergeschoss zu errichten, wurden zunächst Spundwände entlang der Innenwand gerammt und die Gründungspfähle sowie ein neuer Boden eingebaut. Dieser Boden hat in der Mitte eine kreisförmige Öffnung mit einem Durchmesser von 16 m. Von dieser Öffnung aus wurde der Kellerraum fünf Meter tief ausgehoben. In den sechs Sälen mit insgesamt sechshundert Sitzplätzen können vormittags Vorlesungen stattfinden, während der Film Dome hier den Rest des Tages Filme zeigt. Van Stigt: "Dank dieses Ansatzes konnten wir dieses Projekt auch viel schneller und innerhalb des Budgets bauen und so das Prinzip 'Open the Dome' für Haarlem erfüllen."