In Rotterdam steht die Fertigstellung von Grote Beer kurz bevor. Vor etwa drei Jahren wurde auf einer Brachfläche und direkt neben dem Einkaufszentrum Alexandrium mit dem Bau von 193 energieneutralen und gasfreien Mietwohnungen für Haushalte mit überwiegend mittlerem Einkommen begonnen. Grote Beer wird die erste von 8.000 neuen Wohnungen im Rotterdamer Knotenpunkt Alexandrium sein. Die Entwicklung wird auch zu einem lebendigen Herzen von Alexander beitragen, mit Wohn- und Einzelhandelsfunktionen in einer nachhaltigen Umgebung. Im Auftrag von Dura Vermeer Bouw Zuid West B.V. entwarfen Klunder Architects ein stufenförmiges Gebäude mit einer Höhe von 68 Metern, einer spannenden Materialisierung und üppigen grünen Dachgärten. Im Erdgeschoss ist Platz für gewerbliche Funktionen, eine geräumige Eingangshalle, eine Poststelle und ein Wohnzimmer für die Bewohner vorgesehen. Damit erhält Grote Beer auch eine soziale Funktion.
Klunder Architects wurde Ende 2019 mit Grote Beer zusammengebracht. "Dura Vermeer hatte bereits eine Studie mit einem anderen Büro abgeschlossen und war auf der Suche nach einem Architekten für die Fassaden", sagt ir Gijs Burg, Architekt bei Klunder Architects. "Als wir die Unterlagen erhielten, wussten wir jedoch, dass die Stadt Rotterdam sich noch nicht auf die städtebaulichen Grundsätze geeinigt hatte. Im Rahmen des Architektenauswahlverfahrens haben wir daher den Sprung gewagt und eine Volumenstudie durchgeführt, auf deren Grundlage wir eine neue Entwurfsidee vorstellten. In Kombination mit unserer umfangreichen Erfahrung mit Rotterdamer Projekten und unseren guten Beziehungen zur Stadtverwaltung erhielten wir den Zuschlag für den gesamten Planungsauftrag.
Die Gemeinde wollte einen Gateway-Effekt vermeiden, sagt Burg: "Stattdessen haben wir mehrere Modelle geprüft, von einem Tortenmodell bis hin zu einer Turmkompilation. Wir haben dann alle Ideen in eine Matrix eingearbeitet, auf deren Grundlage die jetzige Bebauung ausgewählt wurde." Dieser aktuelle Aufbau zeichnet sich durch einen 23 Meter hohen Unterbau aus, der der Dachlinie der angrenzenden Gebäude folgt. "Darüber wurde ein gestufter Turm mit einem Rücksprung von jeweils 6,5 Metern entworfen. Dadurch wird der Turm nach oben hin immer schlanker. Alle Traufen sind als Pflanzbeete gestaltet und auf jedem Sprung wird ein Dachgarten mit Sitzgelegenheiten eingerichtet. Um die Begrünung auch von der Straßenseite aus sichtbar zu machen, wurden üppige Pflanzen ausgewählt. Außerdem wird es auf jedem Dachgarten eine Baumbox geben."
Die größte Anforderung an den Entwurf war jedoch die 'prefab-all-the-way'-Bauweise, um Grote Beer so schnell wie möglich und ohne Baustelle zu realisieren. "Sowohl die Fassaden als auch die tragenden Wände, Böden, Bäder und WC-Räume wurden vorgefertigt angeliefert und montiert", erklärt Burg, "das zwang uns zu einem anderen Blick auf unseren Entwurf. Besonders wichtig für uns als Architekten waren die Fugen der verschiedenen Elemente. Hier hatten wir die Wahl zwischen zwei Taktiken: aufsetzen oder verstecken. Bei Grote Beer wurden beide Taktiken angewandt. Für die Fassade wurde eine interessante Kombination aus Beton und Mischmauerwerk gewählt. Da die Mauersteine in zwei Hälften geschnitten wurden, konnten erhebliche Einsparungen an Material und Gewicht erzielt werden. Jeder Ziegel konnte zweimal in der Fassade verwendet werden. Da das Mauerwerk in die Betonaußenschale eingebettet war, waren ungewöhnliche Mauerwerksfugen und Plastizität möglich."
Ein 5 Meter hoher Gewerbesockel sorgt dafür, dass das große urbane Wohnhaus ebenerdig ankommt. "Die vorgefertigten Fassadenelemente wurden abwechselnd aufgestockt", sagt Burg. "Dazwischen wurden die Gewerbeflächen mit einem großen Schaufenster versehen, das den Sockel weiter differenziert. Die Außenräume auf der unteren Wohnebene wurden bewusst nach innen verlegt. Erst in 8 Metern Höhe über dem Boden befinden sich die ersten Balkone. Dadurch weicht das Gefühl des Vorbeischleichens einer Großzügigkeit und Lebendigkeit im Straßenbild."