Der ehemalige Justizpalast in Amsterdam wird derzeit zu einem Luxushotel für Rosewood Hotels & Resorts umgebaut. Der Entwurf stammt von dem Architekturbüro Kentie & Partners. Dabei wurden die Geschichte des Gebäudes, die architektonischen Veränderungen im Laufe der Jahre und seine Funktion im Stadtzentrum von Amsterdam sorgfältig berücksichtigt.
Das Architekturbüro verfügt über jahrelange Erfahrung in der Restaurierung historischer Gebäude und deren Umwandlung in Luxushotels. Das Büro hat bereits bekannte Hotels in Amsterdam wie das Soho House, das American Hotel, das Grand Hotel Amrath und das gerade eröffnete The Hoxton Lloyd entworfen. "Wenn es darum geht, ein historisches Gebäude in ein Hotel zu verwandeln, kommt man schnell zu uns", erklärt Ray Kentie von Kentie & Partners. "Bei der Planung dieser Immobilie war der Beitrag zur Stadt für die Stadtverwaltung ein zentrales Thema. Es sollte ein Gemeinschaftsgebäude mit mehreren Funktionen sein. Außerdem musste es den Indian Community Club beherbergen. Er wird einen eigenen Bereich im Gebäude haben und ein großes indisches Restaurant beherbergen. Auf dem überbreiten Kai wird eine Terrasse entstehen.
Gemeinsam mit der Architektin Manon Becking begann Kentie mit der Arbeit an den Skizzen. Auffallend an dem Entwurf ist, dass die Gesamtfläche über 20.000 m2 beträgt und das Hotel "nur" 132 Zimmer haben wird. Becking: "Es wird viele allgemeine Bereiche für Veranstaltungen und Meetings und ein großes Wellness- und Fitnesszentrum mit Hallenbad geben. Die drei großen Innenhöfe werden bald ihren eigenen Charakter haben. Einer davon ist überdacht und mit einem Ballsaal ausgestattet."
Das Gebäude hat im Laufe der Jahre viele Veränderungen durchgemacht, wie Kentie betont. "Einige Räume hatten noch ein monumentales Aussehen, andere waren heruntergekommen und hatten veraltete Decken. Es lag also an uns, in Absprache mit dem Monumentenzorg (National Trust) Entscheidungen zu treffen: Was wollen wir tun und wie gehen wir es an?" Ursprünglich wurde das Gebäude im 17. Jahrhundert als Waisenhaus für Kapläne gebaut. Um 1825 wurde es nach einem Entwurf des Architekten Jan de Greef zum Justizpalast umgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts führte der Architekt W.C. Metzelaar einen weiteren großen Umbau durch, insbesondere im Inneren. Die beiden Architekten mussten entscheiden, welche Elemente erhalten oder restauriert werden konnten. Kentie: "Die Kombination war wichtig. Vieles von der Struktur des Waisenhauses steht noch, aber vieles war auch weg. Die Eingänge in der Mitte stammen von De Greef. Wir haben das Gebäude von einem eher introvertierten zu einem eher extrovertierten Gebäude gemacht, indem wir vier neue Eingänge an den Flügeln geschaffen haben. Der Haupteingang wurde bis auf den Boden, die Wände und die Decke wieder nach dem Entwurf von De Greef gestaltet."
Nach langen Beratungen mit der Stadtverwaltung, dem Denkmalschutz und dem Bauherrn sowie einer umfangreichen Planung des Entwurfs könnte 2020 mit der Entkernung und dem Abriss des Gebäudes begonnen werden. Technisch noch eine ziemliche Herausforderung. Denn unter den Innenhöfen befanden sich auf zwei Ebenen Keller, für die Spundwände in den Boden gerüttelt werden mussten. Zu diesem Zweck wurde vorübergehend eine Stahlkonstruktion installiert. In den Kellern werden unter anderem Servicebereiche untergebracht: ideal, um alle technischen Installationen außer Sichtweite unterzubringen. Ein gutes Beispiel ist die WKO, die den Energieverbrauch des Gebäudes niedrig hält. Außerdem ist das Gebäude jetzt gut isoliert, unter anderem durch die Verwendung von Vakuumglas. Kentie: "Das ist dünnes Glas mit einem ein Millimeter großen Hohlraum zwischen zwei Schichten, das vakuumiert wird. Dadurch wird der Isolierwert dem einer Dreifachverglasung gleichgestellt und kann auch in alten Fenstern verwendet werden. Eine sehr schöne Lösung und eine Neuheit für Amsterdam."
Die Inbetriebnahme des Hotels ist für Mitte 2024 geplant. Der Hauptauftragnehmer wird die Bauarbeiten voraussichtlich bis Ende 2023 abschließen. Dann wird es Zeit sein, die Inneneinrichtung nach einem Entwurf von Piet Boon und Sagrada einzurichten. Die Architekten arbeiten weiterhin täglich an dem Projekt. Becking: "Wir stehen in ständigem Kontakt mit dem Bauunternehmer. Da es sich um ein bestehendes Gebäude handelt, stößt er bei seinen Arbeiten regelmäßig auf Überraschungen, die vor Ort gelöst werden müssen. Dabei sind wir behilflich."