Bauen auf einem Briefmarkengrundstück
Mitten im Stadtzentrum von Groningen - inmitten historischer und authentischer Gebäude - wurde das Projekt Boterdiep realisiert. Hier zu bauen war eine Herausforderung. Nicht nur wegen der Menschenmassen, der Absenkung und der Tiefe des Grundstücks. Der begrenzte Raum erforderte auch eine gehörige Portion Kreativität. Nichts lief wie geplant.
Das Boterdiep, ein neuer Gebäudekomplex mit sechzehn Wohnungen und vier Gewerbeflächen, wurde von Bulten Vastgoed in Auftrag gegeben. Von vorne sieht das Wohngebäude bescheiden aus. Seine freundlichen Pastellfarben und seine relativ geringe Größe fügen sich nahtlos in die Umgebung ein. Doch hinter dieser bescheidenen Fassade befinden sich zwei weitere Wohnblöcke und ein Innenhofgarten.
SHP Vastbouw ist häufig im Stadtzentrum von Groningen tätig und kennt daher die "Briefmarkenorte". Aber diese Briefmarke ist wirklich klein. "Abgesehen von einem schmalen Bürgersteig an der Vorderseite gab es überhaupt keinen Platz um das Gebäude herum", sagt Jelmer Jonker, Projektleiter von SHP Vastbouw. Dennoch musste der Bau ohne Verkehrsbehinderungen durchgeführt werden. Das bedeutete, dass die Lieferanten nur zu bestimmten Zeiten an- und abliefern durften. Mobile Teleskopkräne und Lastwagen durften nur dann eingesetzt werden, wenn sie wirklich gebraucht wurden, und der Kettenpark wurde auf der anderen Straßenseite eingerichtet.
Als erstes musste SHP Vastbouw das Grundstück vermessen. Die Katasterdaten entsprachen - zum Teil aufgrund von Bodensenkungen - nicht mehr der Realität. Auf der Grundlage der korrekten Daten konnten die Betonplatten in Absprache mit dem Statiker bestellt werden. Anschließend wurde das bestehende Fundament erneuert. SHP Vastbouw trieb 72 Schraubpfähle des Typs DPA (Drilling Push Aside) ein, ein ortsfestes und bodenverdrängendes Schraubpfahlsystem. Die Herstellung ist erschütterungsarm und daher sicher für die angrenzenden Grundstücke, die anfällig für Schäden durch Setzungen und/oder Erschütterungen sind. Die Pfähle wurden anschließend mit Ortbetonplatten abgedeckt.
Der Rohbau wurde teilweise mit Kalksandstein und teilweise mit Ortbetondecken, Betonfertigteilwänden und Galerieplatten errichtet. Besondere Aufmerksamkeit erforderten dabei die Sichtbetonelemente mit Giebelstützen und Mauerwerk. "Die Vielfalt der Fassaden und Farben verleiht Boterdiep einen spielerischen Charakter", sagt Jonker. "Diese Linie wurde in diesem Wohnkomplex fortgesetzt. Allerdings war es eine Herausforderung, die verschiedenen Materialien aufeinander abzustimmen."
Die Tiefe des Gebäudes wird durch Grünflächen unterbrochen. Zwischen dem ersten und dem zweiten Block wurden die Galerien mit einer grünen Wand versehen und zwischen dem zweiten und dem dritten Block befindet sich ein Hofgarten mit Blumenkästen aus Beton. "Die Bauarbeiten befinden sich jetzt in der Endphase. Die Logistik - in Verbindung mit dem geringen Platz um das Gebäude herum und dessen Tiefe - hat uns einiges Kopfzerbrechen bereitet. Dennoch ist der Bauprozess reibungslos verlaufen. Es sind noch einige Nacharbeiten zu erledigen, und dann werden die Wohnungen und Geschäftsräume bezugsfertig sein.