Auf dem Lloydpier in Rotterdam steht ein besonderes Projekt in den Startlöchern. Mit SAWA wollen die Bauträger Nice Developers und ERA Contour beweisen, dass kreisförmiges Bauen mit Holz auch in Hochhäusern möglich ist. Außerdem soll SAWA die Artenvielfalt in der Stadt fördern. "Das Wohngebäude ist das ganze Jahr über begrünt und blühend", erklärt Arjan Nolles, Projektentwickler bei ERA Contour. "Und auch die Fauna kommt nicht zu kurz, dank verschiedener Nistkästen, Spatzentürme und anderer Lebensräume für Vögel, Schmetterlinge und Bienen."
Bauen mit Holz ist um ein Vielfaches nachhaltiger als Bauen mit Beton, betont Nolles. "Während bei der Herstellung von Beton viel CO2 freigesetzt wird, absorbiert Holz sogar CO2. In einer Zeit, in der die CO2- und Stickstoffemissionen unter die Lupe genommen werden, scheint eine Holzrevolution fast unvermeidlich. Nice Developers und das TBI-Unternehmen ERA Contour freuen sich, dabei eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Nach mehreren Flachbauprojekten aus Holz, die auch in Rotterdam realisiert wurden, wird SAWA unser erstes Hochhausprojekt aus Holz sein. Der 50 Meter hohe Wohnturm befindet sich in der letzten Phase seiner Entwicklung. Die letzten Genehmigungen werden derzeit eingeholt. Außerdem sind wir mit den letzten Vorbereitungen und Teilen für den Bau beschäftigt." Noch vor der Bauzeit wird das Realisierungsteam unter der Leitung von ERA Contour mit der Umsetzung beginnen, sagt er. "Wir hoffen, das neue Gebäude im dritten Quartal 2024 übergeben zu können."
SAWA ist in vielerlei Hinsicht eine revolutionäre Entwicklung. "Überall, wo es technisch möglich ist, wird Holz verwendet", betont Nolles. "So besteht beispielsweise die tragende Hauptstruktur größtenteils aus CLT (Cross Laminated Timber). Die Bäume, die für dieses Projekt verwendet werden, stammen aus nachhaltigen europäischen Produktionswäldern. Für jeden gefällten Baum werden drei neue gepflanzt. Um sicherzustellen, dass das Gebäude im Gleichgewicht bleibt, wurde noch ein Betonkern hinzugefügt. Und auch das Erdgeschoss besteht aus Beton, der resistenter gegen die Feuchtigkeit im Boden ist. "Die Wände, Böden, Balken und Stützen darüber werden komplett aus Holz gebaut und wo nötig mit Stahl gestützt."
SAWA wird in einem modularen Holzbausystem gebaut, das nur trockene, trennbare Lösungen verwendet. "Die hölzerne Säulen- und Balkenstruktur wird auch nach der Fertigstellung sichtbar bleiben", sagt Nolles, "so dass das Material maximal erlebbar ist. Außerdem wird das Wohngebäude mit einer Holzfassade versehen. Dies sorgt nicht nur für ein einzigartiges und natürliches Aussehen von außen, sondern unterstreicht auch unsere Vision von einem Holzgebäude." Weniger sichtbar, aber unter dem Gesichtspunkt der Kreislaufwirtschaft ebenso wichtig ist, dass auf die CLT-Böden kein Beton gegossen wird, sagt er. "Um dennoch genügend Ballast hinzuzufügen und Lärm und Vibrationen zu reduzieren, wurde eine schöne (trockene) Kiesschicht gewählt. Dadurch bleibt die Bodenstruktur auch vollständig abnehmbar und wiederverwendbar."
Für die Gebäudeform wurde eine stufenförmige Struktur gewählt, die an die an einen Hang gebauten Reisfelder (sawas) erinnert. "Auf den Terrassen unseres Wohnturms wird es große Pflanzkübel mit verschiedenen Pflanzen und Sträuchern geben. Ein Spezialistenteam hat für uns herausgefunden, welche Pflanzen und Sträucher in welcher Höhe am besten gedeihen, um auch in diesem Bereich Nachhaltigkeit zu gewährleisten." Auf den Flachdächern wird eine zusätzliche Begrünung installiert. Hier werden auch verschiedene Samen aus der Rotterdamer Natur ausgesät, die für noch mehr Artenvielfalt sorgen sollen.
"Holz erfordert vielleicht eine andere Art der Gestaltung, aber als Bau- und Konstruktionsmaterial hat es durchaus seine Berechtigung", meint Nolles. "In Zukunft wollen wir das Material auf jeden Fall häufiger einsetzen. SAWA ist dafür ein guter erster Schritt. Mit diesem beeindruckenden Wohngebäude wollen wir auch andere Akteure auf dem Markt inspirieren und begeistern. Je näher der Baubeginn rückt, desto mehr Interesse sehen wir."
Dass SAWA ein besonderes Gebäude sein wird, beweisen auch die vielen Auszeichnungen, die das Wohngebäude inzwischen erhalten hat. Nach dem ARC20 Innovation Award gewann SAWA im April 2021 den internationalen Green Good Design Award. Im vergangenen Dezember gewann das Gebäude den ersten Preis in der Kategorie "Future Projects - Experimental" des World Architecture Festival (WAF).
Bei SAWA ist Van den Pol Elektrotechniek für die E-Installation in den Wohnungen und Gemeinschaftsräumen zuständig. "Dort sorgen wir auch für eine sensorgesteuerte Beleuchtung", sagt Bob Oostendorp, Leiter der Business Unit Residential Building. "Das brennt auf 20% und schaltet sich nur dann voll ein, wenn es eine Bewegung gibt."
In der Parkgarage wird es Ladeeinrichtungen geben. "Wir kümmern uns auch um die Brandmeldeanlage. Auf dem Dach werden 162 PV-Paneele und drei Windräder installiert. Diese kompakte Windkraftanlage ist ein echter nachhaltiger Blickfang. Das Gleiche gilt für die Fassadenbegrünung; wir verlegen die Steuerleitungen für die Bewässerungsanlage."
Drahtlose Vermittlung
Ein 19-stöckiges Holzgebäude hört strukturell sehr genau zu. "Deshalb ist es notwendig, die Aussparungen frühzeitig zu ermitteln. Diese sind wichtig für die statischen Berechnungen. Außerdem gibt es besondere Anforderungen an den Brandschutz. Je weniger Rohre, desto besser. Deshalb entscheiden wir uns für drahtlose Schalter und Türklingeln."
Ein Holzkomplex in dieser Höhe ist einzigartig. "Van den Pol ist der regelmäßige Partner von ERA Contour. Wir wissen, was wir aneinander haben, und das ist ein entscheidender Vorteil bei einem innovativen Projekt wie diesem. Um Überraschungen auszuschließen, machen wir gemeinsam ein Mock-up. Das gibt uns im Vorfeld einen Einblick in das Gebäude und die Installationen bis ins Detail."