Das Leidsche Rijn Centrum in Utrecht ist um einen ungewöhnlichen und stilvollen Garten reicher. Der langgestreckte Stadtgarten, der größtenteils von Wohnkomplexen umgeben ist, bietet den Bewohnern einen unverzichtbaren grünen Außenbereich. Für den Garten musste ein Höhenunterschied von 7 Metern überbrückt werden. Aus dieser Notwendigkeit wurde eine Tugend gemacht, die dem Stadstuin ein sehr markantes Aussehen verleiht. Ein Interview mit Marita Koch, Projektleiterin Leidsche Rijn Centrum bei Baljon Landschapsarchitecten, und Jos Vernooij, Senior Supervisor City Engineers bei der Stadtverwaltung Utrecht, über die Herausforderungen, Lösungen und die Bepflanzung bei diesem Projekt.
Das Designteam ließ sich für den Stadtgarten u. a. von den Plecˇnik-Gärten in der Nähe der Prager Burg und den historischen französischen Gärten inspirieren. Es ist nicht schwer, diese Inspirationen in der Gestaltung wiederzuerkennen, die sich durch die große zentrale Treppe, den Laubgang mit anmutigem Stahlgeländer und die warme Farbgebung auszeichnet. Das charakteristischste Element des Stadtgartens ist jedoch der Höhenunterschied. Ebenerdig befindet sich ein monumentales Bauernhaus, das den Bau des Stadtviertels überstanden hat. 7 Meter höher liegt der Berliner Platz, der auf der Tunneldecke der Autobahn A2 errichtet wurde. Die Aufgabe der Landschaftsarchitekten bestand darin, das alte und das neue Land zu verbinden. Der Garten, der sich auf einer Zwischenebene befindet, sollte auch ein Bindeglied in der so genannten Kulturachse werden, die einen Teil des Leidsche Rijn Centre durchquert. Diese Achse beginnt an dem alten Bauernhof und umfasst eine Reihe von Kultureinrichtungen.
Im Stadtgarten wurden mehrere markante Lösungen zur Überwindung der Höhenunterschiede entwickelt. "Wir wollten die Höhenunterschiede zelebrieren und sie in Vorteile verwandeln", sagt Koch. "Daher die breite und markante sandgelbe Treppe im Herzen des langgestreckten Gartens und die großzügigen, ansteigenden Pflanzbeete in einem Streifenmuster gegen das 'Rückgrat' des Gartens, die den Höhenunterschied von einem Meter verstärken und dem Garten so Rückhalt geben." Da der städtische Garten hoch ist, war es möglich, ein Gebäude mit verschiedenen Räumen darunter zu schaffen. So wurde eine weitere kreative und funktionelle Lösung für den Höhenunterschied gefunden. Diese Räume, sozusagen Keller, liegen hinter einer 'Kaimauer', die äußerlich an die Utrechter Kaikeller an der Oude Gracht erinnert.
Ein weiterer Blickfang ist die sommergrüne Allee aus Tilia cordata 'Greenspire' am Rande des Gartens, oberhalb der Mauer. Um den ausgewachsenen Bäumen eine gute Überlebenschance zu geben, mussten die Landschaftsarchitekten, der Grünbauunternehmer und die Stadtverwaltung eine Lösung für den begrenzten Raum zwischen den Gebäudeflächen und dem darüber liegenden Garten finden. Koch: "Bäume auf einem Dachgarten zu pflanzen, ist fast immer problematisch. Ursprünglich hatten wir kaum einen halben Meter Boden zur Verfügung. Durch das Auflegen der Dachbalken auf die Konstruktion hatten wir jedoch fast einen Meter Abstand. Wir wollten in diesem Bereich zwei Bäume pflanzen, was jedoch neue Herausforderungen mit sich brachte, da die Baumreihe nicht zusammenwachsen würde. Der Baumlieferant riet uns daher, drei Bäume pro Lücke zu pflanzen. Dann wurden die Wurzelballen entsprechend vorbereitet. Das erwies sich als guter Rat, denn nach zwei Jahren ist die Laubschneise fast geschlossen und ein beliebter Ort zum Flanieren.
Neben dem Laubgang ist auch der Rest des Gartens so angelegt, dass Bewohner und Besucher die gesamte Länge des Gartens spazieren gehen und erleben können. Die Wege zwischen den Pflanzbeeten bringen sie nahe an die Pflanzen heran und sind praktisch für den Hausmeister. Insgesamt wurden drei weich geformte Bereiche geschaffen, die die Bewohner zum Sitzen und Treffen einladen. Der Kulturgarten zum Beispiel befindet sich rund um die große zentrale Treppe mit runden Pflanzbeeten mit mehrstämmigen Bäumen. Außerdem gibt es einen versenkten Garten mit Bäumen drum herum, der eine intime Atmosphäre schafft. In der Mitte befindet sich ein großes, glänzendes Betonei, das zum Spielen einlädt. Schließlich gibt es noch einen terrassenförmig angelegten Garten mit einem Bambusdeck, der leicht erhöht liegt und eine gute Sicht bietet. Zwischen den Plätzen gibt es Rasenflächen, die Platz und Offenheit bieten, wo man spazieren gehen, spielen oder ein Picknick machen kann.
Bei der Auswahl der Pflanzen wurde auf eine lange Blütezeit geachtet, was Bienen, Schmetterlingen und Insekten zugute kommt. Die Insekten wiederum bilden zusammen mit den beeren- und fruchttragenden Sträuchern und Bäumen eine Nahrungsquelle für Vögel. Nistkästen für Vögel und Fledermäuse wurden in die Kaimauer integriert.
Sowohl Koch als auch Vernooij stellen fest, dass Bewohner und Besucher den Stadtgarten inzwischen gut finden können. "Der Garten liegt mitten in der Stadt und bietet einen schönen und ruhigen Ort zum Verschnaufen", sagt Koch. "Und der Garten spielt jetzt auch eine Rolle als Teil der Kulturachse". Vernooij: "Alle sind unglaublich zufrieden mit dem Garten, und dafür machen wir ihn ja auch. Es gibt sogar schon Leute, die hier ihre Hochzeitsfotos machen wollen; toll, oder? Der Stadtgarten ist wirklich eine grüne Perle im Leidsche Rijn Centre."