Wer einen Bahnhof verwirklicht sehen will, braucht Geduld. Der Architekt Rodrigo Louro von Mecanoo weiß das besser als jeder andere. Vor etwa zehn Jahren gewann der Entwurf von Mecanoo für das neue Stadion von Ede-Wageningen den Wettbewerb. Die Saat war aufgegangen. Jetzt ist der Bau des neuen Bahnhofs in vollem Gange. Das einzigartigste Element des Entwurfs ist bereits fertig: die Überdachung mit Holzbalken. Das gibt den Reisenden das Gefühl, unter einem großen Baum geschützt zu sein.
Louro sagt: "Wir konzentrieren uns stark auf das Nutzererlebnis. Dabei geht es um Funktionalität, aber auch um das Gefühl, das sich einstellt, wenn man das Gebäude betritt. Wir wollen, dass die Menschen begeistert sind, wenn sie dort sind. Indem wir mit Formen, Proportionen und Licht spielen, versuchen wir immer, etwas zu schaffen, das bemerkenswert und schön ist."
Das scheint gut geklappt zu haben: Das Design von 2014 traf sofort den Nagel auf den Kopf. "Das ist zu 95 Prozent gleich geblieben, aber es gab auch Verbesserungen. In unserem ursprünglichen Entwurf sieht man eine Menge nackter Balken. Diese Art des nachhaltigen Bauens war damals sehr neu. Später stellte sich heraus, dass es doch besser war, das Holz zu schützen. Also haben wir die Außenkante mit einer Metallverkleidung versehen. So bleibt das Holz geschützt, aber man kann immer noch die schöne Balkenstruktur sehen." Der ursprüngliche Entwurf sah auch mehr durchgehendes Glas im Vordach vor. "Wir haben es in kleinere Dreiecke unterteilt. Und das hat gut funktioniert: Die Kombination aus der Balkenstruktur und dem gebrochenen Licht gibt einem das Gefühl, sicher unter einem großen Baum zu stehen."
Der Bahnhof hat zwei einzigartige Seiten. "Der Eingang ist ein offener, kollektiver Bereich mit allen möglichen Einrichtungen. Eine Erweiterung der Stadt. Auf der anderen Seite findet man Grün und Ruhe. Wenn man auf dem Bahnsteig steht und nach Norden blickt, verschmelzen die Überdachung und das Grün auf der Rückseite. Das ergibt ein wunderschönes Bild. Auch bei der Außengestaltung achtet Louro darauf, wie alles zusammenpasst. "Die wunderbar weiche Komposition lässt das Gebäude mit seiner Umgebung verschmelzen. Außerdem ist es nicht zu hoch, so dass wir ein geschütztes Gefühl gewährleisten. Kein monumentaler, sondern ein menschlicher Maßstab".
An einem Ort, an dem die Infrastruktur eine zentrale Rolle spielt, muss man viele Variablen abwägen. "Neben den Zügen mussten wir unter anderem auch Busse und Radfahrer berücksichtigen und Platz für Parkplätze für Pendler schaffen. Sowohl für Autos als auch für 6.000 Fahrräder. Es ist wichtig, dass alles gut zusammenpasst." Außerdem muss man bei einem Bahnhof besonders auf die Sicherheit achten. "Zum Beispiel im Tunnel, der die beiden Seiten des Bahnhofs verbindet. Wie kann man den schließen? Außerdem entwickelt sich so etwas ständig weiter. Als wir anfingen, gab es nicht immer Zäune an den Abfertigungsstellen. Jetzt haben Sie welche. Wir behalten im Hinterkopf, dass sich die Dinge ändern, aber man braucht Geduld.
Die Herausforderung besteht immer darin, die Wünsche der Kunden und aller Beteiligten sowie die eigene Sichtweise in den Entwurf einfließen zu lassen, schließt Louro. "Man muss das tun, woran man glaubt. Dieser Prozess ist oft ein großes Rätsel, aber auch unglaublich faszinierend."