An der Ecke Vrydemalaan und Wouter van Doeverenplein in Groningen wird ein Wohnturm für (internationale) Studenten gebaut: Libertas. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Groningen, Nijestee und dem Bauträger Koopmans. Der Entwurf stammt von KENK Architects.
Der Turm wird 270 nicht abgeschlossene Wohneinheiten sowie einen gemeinschaftlichen Gastronomiebereich, einen Arbeitsbereich und eine Waschküche beherbergen. Das Projekt ist Teil der Entwicklungen auf dem Bodenterrein-Gelände an der Nordseite des Universitätsklinikums Groningen. Dieses Gebiet wird ein Bindeglied zwischen dem Stadtteil Oosterpark und dem Stadtzentrum bilden.
Es gibt mehrere Aspekte, die den Turm zu einem besonderen Projekt machen, sagt Pim Köther von KENK Architects. "Er ist für die vorübergehende Unterbringung internationaler Studenten gedacht und wird sich an einem besonderen Ort in der Stadt befinden: am Kanal, in der Nähe des Stadtzentrums und des Krankenhauses. Die Stadtverwaltung möchte ein urbanes Gebiet entlang des Wassers schaffen und hat dazu einen 60 Meter hohen Akzent entlang der S.S. Rosensteinlaan, einer wichtigen Durchgangsstraße, konzipiert."
Der Turm ist in Wohngruppen unterteilt. In jeder Gruppe erhalten sieben oder acht Studenten ein Zimmer mit eigenem Bad und einer Gemeinschaftsküche. Da es sich um internationale Studenten handelt, ist es für sie einfacher, Kontakte zu knüpfen. Es gibt zwei dieser Wohngruppen pro Stockwerk. Da zu den Zimmern kein Außenbereich gehört, wird es auf dem Dach des dazugehörigen Fahrradschuppens eine große, gemeinsame Dachterrasse geben.
"Bei einem Projekt wie diesem ist man immer auf der Suche, wie man es interessant gestalten kann. Alle Räume sind gleich und es gibt keine Außenbereiche. Man will auch nicht, dass es wie ein Bürogebäude aussieht. Trotzdem ist es uns gelungen, ein interessantes Gebäude zu schaffen, indem wir mit der Form der Fenster gespielt haben. Außerdem haben wir den Turm mit einem doppelt so hohen Sockel versehen, wobei sich die Gemeinschaftseinrichtungen im besonders hohen Erdgeschoss befinden. Dieser hohe Sockel ist mit einem breiten Vordach versehen. Um eine Verbindung zu den künftigen Nachbargebäuden herzustellen, haben wir eine zusätzliche Gliederung mit einem zweiten umlaufenden "Balkonband" eingeführt. Dadurch erhält der Höhenakzent eine zusätzliche Verankerung in der unmittelbaren Umgebung. Von dieser Balkonkante aus wechselt das Fenstermuster von der Vertikalen - mit zur Straße hin orientierten Fenstern - zur Horizontalen - mit zur Aussicht hin orientierten Fenstern. Das hat auch eine schöne, geheimnisvolle Wirkung auf die Fassade", sagt Köther.
"Als Fassadenmaterial verwenden wir Keramikfliesen. Hierfür werden zweifarbige Platten verwendet, die Naturstein ähneln. Aufgrund des Brennvorgangs hat jede Fliese eine einzigartige Textur. Der Farbverlauf der Fenster verändert das Verhältnis zwischen dunklen und hellen Fliesen, wodurch sich auch der Farbton des Turms von unten nach oben ändert. Die Verwendung dieser Fliesen verleiht dem Turm ein modernes und doch klassisches Aussehen."
Der Komplex wird über eine flexible Tragstruktur verfügen, die es ermöglicht, den Turm in Zukunft in ein anderes Wohnprogramm zu verwandeln. "Der Turm ist so konzipiert, dass man ihn in zwei Drei-Zimmer-Häuser und zwei Vier-Zimmer-Häuser pro Etage verwandeln kann. Es gibt bestimmte weiche Stellen in der Struktur, Abschnitte ohne Bewehrung, wo man daher leicht einen Teil der Betonwände entfernen kann."
Der Wohnturm wird gut isoliert und mit einem fortschrittlichen Klimatisierungssystem mit Wärmetauscher ausgestattet sein, bei dem die Luft von oben zugeführt wird. Dadurch wird kein Straßenlärm in das Gebäude eindringen. Der Turm wird auch über ein nachhaltiges Fassadensystem verfügen. Das relativ leichte System ist nämlich vollständig demontierbar und kreisförmig. Die Fliesen haben außerdem einen selbstreinigenden und luftreinigenden Effekt, so dass sie auf lange Sicht schön aussehen. Nachhaltigkeit durch Freundlichkeit" nennen wir das. Es ist ein schickes Gebäude, wirklich ein großer Gewinn für Groningen."
Kurze Bauzeit mit Tunnelbau
Der Studentenwohnturm an der Vrydemalaan in Groningen wurde vom ersten Stockwerk an in Tunnelbauweise errichtet. Jan Hokse, Direktor des Betonbauunternehmens Casco Bouw Nederland: "Der große Vorteil dabei ist die hohe Baugeschwindigkeit. Wir strebten für die 18 Stockwerke einen Bautakt von einem Stockwerk pro Woche an, und das ist uns gelungen."
Casco Bouw Nederland ist in Staphorst ansässig und führt viele Tunnelbauarbeiten durch. Beim Tunnelbau wird ein komplettes Kirchenschiff an einem Tag errichtet, das am nächsten Tag ausgekragt wird. Hokse: "Bei diesem Projekt hat jedes Stockwerk fünf große Kirchenschiffe. Wir haben im Voraus fünf Tage pro Stockwerk eingeplant und die übrigen Arbeiten auf die Tage verteilt. Mit dem Kasteneinsatz hatten wir eine Option eingebaut, um die Arbeiten auf vier Tage pro Etage zu beschleunigen, und das haben wir auch auf mehreren Etagen erreicht. In den Zyklus haben wir auch die Fertigteilkerne, die Lieferung der Innenwände und die lose Befestigung der Leebo-Fassaden einbezogen."
Casco Bouw Nederland hat schon früher mit Koopmans und anderen zusammengearbeitet. Hokse: "Bei diesem Auftrag war die Zusammenarbeit wirklich super, ein Paradebeispiel. Weil wir uns kennen und uns im Vorfeld intensiv mit allen Beteiligten beraten haben, haben wir eine tolle Arbeit abgeliefert. Toll!"