Im Wasser vor dem Haupteingang des Amsterdamer Hauptbahnhofs, auf dem Teil der Prins Hendrikkade, der bis Juli 2018 als Busbahnhof diente, wird das größte Fahrradparkhaus Amsterdams mit rund 7.000 Stellplätzen gebaut. Das Fahrradparkhaus ist Teil des Projekts De Entree. Mit diesem Projekt wird in den kommenden Jahren der gesamte Bahnhofsbereich auf der Innenstadtseite erneuert. Das Parkhaus zwischen Prins Hendrikkade und Stationsplein liegt unter der Wasseroberfläche, darüber fahren die Kanalboote.
Das Parkhaus liegt mehr als neun Meter unter dem Bodenniveau. Um diesen Höhenunterschied zu überbrücken, wurde ein monumentaler Eingang mit hochwertiger Materialisierung entworfen. Drei Fahrsteige führen die Nutzer an einer Mauer hinunter, die als Fortsetzung der Kaimauer konzipiert ist und eine fließende Form aus zerklüftetem Basaltstein aufweist. Die Fahrsteige sind Teil eines ansteigenden Punktes, der den imposanten Raum wie eine Natursteinskulptur füllt. Der Eingang wird zu einer Erweiterung des öffentlichen Raums, der die Nutzer zum Verkaufsstand führt. Eine hohe Glaswand an der Innenseite des Eingangsbereichs sorgt dafür, dass der tief gelegene Parkplatz weiterhin mit Tageslicht versorgt wird.
Während die Materialisierung des Haupteingangs robust und rau ist, ist das Innere des Stalls eine glatte, leichte Welt mit einem beschichteten Gussboden, glatten Betonsäulen und einer fugenlosen, weißen Decke. Alle Wände des Schuppens bestehen aus Sichtbeton mit Holzschalung. Ein Kontrast, der an eine Auster mit ihrer rauen Schale und ihrem glatten Inneren erinnert. In dieser Metapher kann das Volumen, in dem sich der Verwaltungsbereich und die Fahrradservicestelle befinden, als die Perle in der Auster betrachtet werden. Dieses Volumen befindet sich in einer zentralen, strategischen Position neben dem Empfangsbereich und bietet einen Überblick über den gesamten Parkbereich. Die "Perle" hat die Form eines abgeschrägten Glasrechtecks mit abgerundeten Ecken, das aus gebogenem Glas mit einem Wassermuster besteht.
Der geräumige Empfangsbereich bildet das Scharnier zwischen dem Haupteingang und der "Kolonnade", dem breiten zentralen Hauptweg, der die Stallungen diagonal durchquert und durch eine doppelte Reihe weißer Tropfsäulen gekennzeichnet ist. Wenn man den Stall vom Empfangsbereich aus betritt, sieht man gleich am Ende der Kolonnade den anderen Ausgang: den Verbindungstunnel, der zur U-Bahn und zum Bahnhof führt. Der Aufgang zu diesem Verbindungstunnel wird von zwei Sgraffitos des Künstlers Lex Hoorn flankiert und verschönert. Auf beiden Seiten der breiten, geschwungenen Kolonnade befinden sich die Gänge mit den Fahrradständern. Um die Orientierungsfunktion der Kolonnade zu verstärken, werden die Tropfensäulen von unten beleuchtet.
Eine Besonderheit des Schuppens ist seine Lage unter dem Wasser. Das Wasser wurde daher zum Identitätsträger der Abstellanlage gemacht. Dies zeigt sich nicht nur in der "Kaimauer" am Eingang, den Tropfsäulen im Parkbereich und der Metapher der Auster, sondern auch in der Lichtgestaltung und der Gestaltung zweier besonderer Elemente: des "Horizonts" und der "Oculi".
An der südlichen Rückwand des Standes befindet sich ein Glasband, das mit einem speziellen Muster versehen ist, das auf den Namen "Horizont" getauft wurde. Dieses gläserne Bandfenster - immerhin 150 Meter lang - wird von hinten beleuchtet und macht die Wand zu einer sehr auffälligen Orientierungshilfe für die Nutzer des Standes. Der Horizont ist in mehrere Jahreslinien unterteilt, wie eine Zeitspanne von Ebbe und Flut. Er zeigt die Entwicklung der Grachten, aus denen Amsterdam entstanden ist. Die Karte ist eine Ode an Jacob Lange, einen Maler, Architekten und Designer und den Schöpfer der größten Karten im Königlichen Palast Amsterdam. Die drei kreisförmigen Mosaike haben einen Durchmesser von jeweils 624 Zentimetern und zeigen die östliche und westliche Hemisphäre der Welt sowie den Sternenhimmel. Ausgehend von diesem monumentalen Datenblatt verweist es auf die Grachten von Amsterdam. Der Grund für die abstrakte Gestaltung liegt vor allem in der Ausstrahlung von Ruhe und Wiedererkennbarkeit. Die gewählte Farb- und Formkombination passt gut zum Sgraffito und zur Architektur des Fahrradschuppens.
Darüber hinaus ist die Decke der Kolonnade mit einer Reihe kreisförmiger Beleuchtungskörper ausgestattet. Auch diese weisen ein spezielles Muster auf, bei dem das Wasser eine zentrale Rolle spielt. Dadurch erwecken diese Oculi, wie das Bandfenster, den Eindruck, dass Licht von außen in den Stall fällt. Zugleich wird die Aufmerksamkeit spielerisch auf die Lage des Parkplatzes unter der Wasseroberfläche gelenkt. Die 23 Kreise stellen Teile des Amsterdamer Kanalsystems dar und zeigen, welche Orte und Zeiten für einen bestimmten Moment wichtig waren. Sie zeigen auch, wie das Wasser der Verstädterung wich. Veränderungen, markante Geschichte und kulturelle Stätten werden abstrakt dargestellt. Von 1815 bis 2021 hat das Wasser alles mitgemacht. Der Fahrradschuppen ist eine der Anpassungen, die tief im Wasser versteckt sein werden.
Diese Maschine ist mehr als nur ein Fahrradschuppen, sie fühlt sich an wie ein Tiefseetauchgang, bei dem man neun Meter tief ins Wasser eintaucht und die Wassergeschichte Amsterdams erkundet.